Das Waldschlössl hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Um etwa 1150 stellte es den ersten herrschaftlichen Ansitz im oberen Schwarzatal dar. Aus dieser Zeit sind heute allerdings keine Gemäuer mehr erhalten. Nachdem es längere Zeit als bäuerliches Anwesen genutzt wurde, kam es 1881 in den Besitz des Wiener Bankiers Knöpfelmacher, der hier eine große Villa erbauen ließ. 1901 verbrachte Erzherzog Leopold Salvator mit seiner Familie hier die Sommermonate. Im selben Jahr ging die Villa auf den Architekten Franz Kupka über, der in Wien für zahlreiche Bauten, insbesondere entlang der Mariahilfer Straße verantwortlich war. Er baute die Villa aus, verlieh ihr im Wesentlichen das heutige Aussehen und verkaufte sie bereits 1904 wieder an Frau Sophie Kolm. Das Waldschlössl wurde fortan als Hotel-Pension geführt. 1936 an Johann Filip verkauft beherbergte das Gebäude von 1948 bis 1971 die „Kuranstalt Waldschlössl“ und wurde von den späteren Eigentümern (Fam. Stiasny, Mohorn) primär für eigene Wohnzwecke genutzt.
Im Zuge der Neugestaltung des Gartens durften wir die bewegte Geschichte des Waldschlössls hautnah erfahren und wollen diese Geschichte mit euch teilen: Wir fällten eine etwa 150 Jahre alte Eiche, deren Äste über den Weg hingen und die nun zunehmend dürr geworden war. An der Schnittfläche sind an mehreren Stellen klar Verfärbungen erkennbar. Ein benachbarter Landwirt (vom Geyerhof) klärte uns auf, was es damit auf sich hat. In den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs (im Mai 1945!) war das Gebiet hier schwer umkämpft, zahlreiche Gebäude gingen in Flammen auf. Die Bauern im Ort wissen, dass die Bäume hier nicht als Sägeholz zu gebrauchen sind, weil die Granatsplitter die Sägeblätter zerstören können. Im Eichenholz verursachen die Granatsplitter Verfärbungen. Wir wollten es nicht glauben und haben nachgezählt – die Jahresringe bestätigen, dass die Bereiche in denen die Verfärbungen auftreten, etwa 1935 bis 1945 gewachsen sind (die Splitter sind in das Holz eingedrungen).