Jenseits des Schneebergs

In Erinnerung an Pascal Le Bail

Eines Tages bleiben nur noch die gemeinsamen Erlebnisse. Die Momente, die wir zusammen erlebt haben. Lieder, Düfte, Klänge. Die Erinnerungen.

27. Mai 2008

Mein Vater war 54 Jahre alt, als ihn beim Rasenmähen ein plötzlicher Herzinfarkt in wenigen Augenblicken aus dem Leben riss. Eine falsche Bewegung, eine unerwartete Krankheit. Und auf einmal ist alles anders.

20. Juli 2024 – Samstag

Anne, eine ganz liebe Laufkollegin aus Wien, schrieb mir: „Morgen Weichtalklamm, Schneeberg, Buchtelhütte und retour mit Pascal.” Ein kurzes Absprechen mit Christian – die Jungs fahren nach St. Corona und machen einen „Männertag“ – ich bekomme Auszeit.

Diese Tour stand schon lange auf meiner Bucket List. Aber ich habe sie immer wieder verschoben. Einerseits war ich mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, die Weichtalklamm allein zu begehen (selbst wenn Christian es so formulierte: „Ja klar kenn ich das – früher bin ich da runterGELAUFEN.“ 🤪)Andererseits braucht man für so eine Tour mindestens einen halben freien Tag. Heute hat alles gepasst.

21. Juli 2024 – Sonntag

Um halb neun stand ich schon beim Bus in Payerbach. Ich war fast die Letzte, die noch einsteigen durfte – der Bus war danach voll. Natürlich waren Anne und Pascal unter den Ersten. Kurz nach neun waren wir schon im Höllental beim Weichtalhaus.

Die Klamm war atemberaubend. Der steile Weg, die Felsen, die Leiter, das Klettern – in jedem Schritt lag eine Art Kraft, die einen nach oben zog. Es ist selten, dass man zu dritt auf eine Trailrunde oder Bergtour geht, bei der man sich nicht erklären muss, nicht aufeinander warten muss – alles läuft wie bei einem eingespielten Team. Einen vorsichtigeren, bedachteren Mann als Pascal habe ich in den Bergen noch nie erlebt. Er kannte und respektierte die Gegend wie nur sehr wenige.

Um 10:30 Uhr waren wir bei der Kienthalerhütte, und kurz vor zwölf standen wir gemeinsam am Gipfel des Klosterwappens – 2.076 Meter – der höchste Punkt des Schneebergs. Von dort machten wir uns bald weiter auf den Weg zur Schutzhütte Baumgartner – Anne und Pascal bekamen eine wohlverdiente Buchtel, für mich gab’s einen großen Hollersaft. Wenige Minuten später joggten wir weiter – durch den Lackabodengraben, über die Eng, den Mariensteig, und schließlich hinunter zum Waldschlössl.

Es gibt Touren, bei denen geht es um mehr als nur ums Laufen. Es sind Momente, die sich tief ins Gedächtnis einprägen. Dieser Tag war einer davon.

Route:

Weichtalhaus – Weichtalklamm – Kienthalerhütte – Klosterwappen – Schutzhütte Baumgartner – Lackabodengraben – Eng – Mariensteig – Waldschlössl

Distanz: ca. 21,7 km

Höhenmeter: +1.585 m / –1.558 m

Zeit: Traillauf, brutto 5 Stunden 45 Minuten mit zwei kurzen Pausen

Ende August 2024

Etwa einen Monat später kam die Nachricht:

“Hohe Wand. 54-Jähriger beim Klettern tödlich verunglückt.”

21. Juli 2024

Am Weg von der Kienthalerhütte zum Klosterwappen steht ein Kreuz. Punkt 11 Uhr waren wir dort. Wir blieben einen Moment stehen, genossen die Aussicht. Pascal konnte jeden Gipfel um uns herum mit Namen benennen. Er kannte die Berge. Ein seltsames Gefühl überkam mich, als wir die Inschrift am Kreuz lasen:

Bleib stehn und tue lesen,

was du bist bin auch ich gewesen,

was ich jetzt bin, wirst du einmal werden,

und auch bedeckt mit gleicher Erde …”

Es brauchte keine großen Worte. Nur die Schritte. Die Felsen. Die Julisonne. Die Stille. Die Augenblicke, die bleiben. Und die Dankbarkeit für die gemeinsamen Minuten.

Eine wilde Gemütlichkeit – Wanderung auf die Heukuppe auf Kärntner Art

„Von hier holt uns maximal ein Hubschrauber und die Bergrettung runter“, meinte Chris, als wir auf dem Weg zur Heukuppe standen. Die Kinder lagen eingerollt in der Kraxe und im Tragetuch – und irgendwie schien ihnen klar zu sein, dass dies kein Moment für wilde Abenteuer war. Sie schliefen einfach weiter. Und das war auch gut so.

Geplant war eine gemütliche Familienwanderung auf die Heukuppe, den höchsten Punkt der Rax. Und ja – gemütlich ist relativ.

Der Reisstalersteig brachte uns rasch ins alpine Gelände. Chris murmelte unterwegs: „Hmmm, ich hatte das irgendwie anders in Erinnerung…“ – vielleicht hatte er den kurzen Klettersteig aus kinderlosen Zeiten etwas verharmlost. Technisch ist er nicht besonders schwierig, fordert aber Trittsicherheit – besonders dort, auf etwa 1750 Metern, wo eine steilere, etwa 100 Meter hohe Felswand folgt (ein Klettersteig der Schwierigkeit A/B). Der Einstieg ist durchaus kletterlastig, weiter oben gibt es zwei Leitern…angenehm – ganz auf die charmant-kärntnerische Art.

Wir waren gut auf das Wetter vorbereitet – eine große Regenjacke für L2 und Z, Regenschutz für die Kraxe, warme Kleidung –, aber der immer dichter werdende Nebel und die Böen haben uns schnell die Lust auf ein Gipfel-Picknick ausgetrieben.

Leno, damals (Juni 2023) noch keine drei Jahre alt, stieg über 300 Höhenmeter selbst – mit großem Stolz und kleinen, entschlossenen Schritten. Bis zur Heukuppe brauchten wir mit den Kindern rund 2 Stunden und 40 Minuten.

Beim Karl-Ludwig-Haus machten wir schließlich eine längere Rast – allerdings nicht im Gastraum, denn damals war das Haus noch geschlossen. Wir aßen im Winterraum unsere mitgebrachten Snacks, stillten die Kleinste und sammelten Kraft für den Abstieg.

→ Update 2025: Das Karl-Ludwig-Haus ist inzwischen wieder geöffnet!

Der Abstieg über den Schlangenweg zum Waxriegelhaus war deutlich angenehmer – griffiger Boden, windgeschützt, und allmählich ließ auch der Regen nach. Dafür brauchten wir etwa 2 Stunden, danach noch 30 Minuten zurück zum Preiner Gscheid.

Unsere Route:

Preiner Gscheid – Reisstalersteig – Heukuppe – Karl-Ludwig-Haus – Schlangenweg – Waxriegelhaus – Preiner Gscheid

→ ca. 10 km und 960 Höhenmeter

Fazit:

💨 Wind, 🌧️ Regen, 🌫️ Nebel

🥾 ein fordernder Steig

👣 ein fast Dreijähriger, der sich tapfer Höhenmeter erkämpft

Die Gemütlichkeit lag vielleicht nicht in der Aussicht, sondern in den gemeinsam gemeisterten Herausforderungen – und im leisen Atmen der Kinder.

Eine Familienwanderung, windig, neblig und nass – und gerade deshalb unvergesslich.

Rasante Tanten auf der Rax – Ein Muttertags-Trail

Am Muttertag mal statt gemütlich brunchen, lieber die Rax rocken – genau unser Ding! Gestartet am Parkplatz an der Bundesstraße, Rucksäcke an und ab auf den Rudolfsteig. Nach nur 3 Kilometern hatten wir schon 850 Höhenmeter in den Beinen. Annes Lächeln war in den ausgesetzten Stellen vielleicht nicht immer ganz ehrlich, aber wer kann es ihr verdenken? Die Ausblicke machten es dennoch wert.

Weiter ziemlich steil ging es durch den Wald. Nach rund 4 Kilometern und 1100 Höhenmetern erreichten wir die Gloggnitzer Hütte – Zeit für eine kurze Verschnaufpause und einen wärmenden Hollersaft. 

Der Abstieg sollte weniger fordernd sein, also entschieden wir uns für die rasante Variante: die Forststraße durch das Hirschtal und dann weiter durchs Kleine Höllental.

Insgesamt 17 km mit 1200 Höhenmetern in 4 Stunden (offiziell braucht man allein bis zur Hütte 4:30 Stunden). Ein Muttertag, wie wir ihn lieben: kraftvoll, gemeinsam und mit ordentlich Höhenmetern.

Höllental Parkplatz – Rudolfsteig – Gloggnitzer Hütte – Großer Kesselgraben – Hirschtal – Kleines Höllental (Forststraße) und retour 

Parkplatz: Parkplatz

Höhenmeter statt Blumen – ein Namenstag auf dem Trail

„Machst du uns den Guide für 30 km mit 1500 Höhenmetern und idealerweise drei Mal 500 Meter Anstieg?“ fragte Egon vor ein paar Wochen.

„Klar“, sagte ich. „Wir machen einfach ein, zwei Kaffeepausen – dann hast du deine drei Anstiege.“

“Lass uns die Runde engagiert machen, das Ziel wäre schon, unter 6 Stunden zu bleiben”, fügte Egon noch hinzu.

Challenge accepted.

So einfach war der Plan. Es war überraschend frisch, als ich um 7:15 Uhr vor dem Waldschlössl stand – aber das leichte Kribbeln in den Beinen verriet: heute wird ein besonderer Tag.

Um 8:30 Uhr standen wir bereits nach dem ersten Anstieg (700 HM) oben. Egon grinste zufrieden. Ich gönnte mir 5 Minuten Rast, laut Trainingsplan fast Pflicht. Der Apfelsaft mit heißem Wasser schmeckte an diesem Morgen fast wie ein Festtagsgetränk – danke, Naturfreundehaus Knofeleben!

Seit ich in Österreich lebe, vergesse ich manchmal, dass wir in Ungarn Namenstage feiern. Aber wie könnte man diesen Tag schöner verbringen als mit einem Trailspezialisten, Lauffreund und Motivator wie Egon?

Er war es, der mich – damals noch vor unserem Umzug nach Reichenau – in den Traillauf eingeführt hat, nachdem ich über ihn zum Ultralaufen gefunden hatte. Heute hat er mir wieder etwas Neues gezeigt – wir werden sehen, wie ich mich dabei entwickle: den richtigen Umgang mit Trailstöcken (danke, Anne!) und wie man effizient bergab läuft.

Single-Trails? Ich komme!

Unsere Runde:

Waldschlössl – Mariensteig – Eng – Knofeleben – Krummbachstein – Emmysteig – Waxriegel – Baumgartner – Bodenwiese – Waldburgangerhütte – Waldschlössl.

Am Ende standen 29,7 km und 1770 Höhenmeter auf der Uhr in 5:45 inklusive Pausen – mit (mehr oder weniger) drei schönen, knackigen Anstiegen.

Ein Namenstag-Vormittag mit Aussicht, Apfelsaft, Traillauf, zwei Gipfelkreuzen, vielen Scherzen, neuen Erfahrungen und einem (oder eher zwei) breiten Lächeln. Und mit dem Gefühl, genau dort zu sein, wo man hingehört.

Goldener November am Raxplateau

An einem schönen Novembertag haben wir die Tour Preiner Gscheid – Martinsteig – Heukuppe – Habsburghaus – Preiner Wand – Neue Seehütte – Waxriegelhaus – Preiner Gscheid gemacht, die insgesamt fast 21 km lang ist und 1500 Höhenmeter (+ und -) umfasst. Wir haben 7 Stunden gebraucht, wobei wir den Aufstieg gemütlich gemacht, oben ein wenig gelaufen und zwei kurze Pausen eingelegt haben. Dies alles ohne Kinder, nur Gina und ich.

Mit dem Auto sind wir zum Preiner Gscheid gefahren, wo wir uns auf einen (für uns) neuen, spannenden Weg gemacht haben. Der Martinsteig erinnert ein wenig an den Gretchensteig. Nach dem Aufstieg zur Heukuppe sind wir weiter zur Habsburghaus gelaufen. Diese war zu dieser Zeit natürlich bereits geschlossen, aber wir haben die Pause auf der Terrasse genossen. Der November-Sonnenschein machte diesen Moment zu etwas ganz Besonderem. Es war einfach traumhaftes Wetter.

Preiner Gscheid – Gretchensteig – Karl-Ludwig-Haus – Neue Seehütte – Göbl Kühn Steig – Waxriegelhaus – Preiner Gscheid

Es amüsiert mich immer wieder, wenn ungarische Wanderer glauben, sie wären hier oben ganz unter sich:
„Na klar, meine Kinder schlafen im Auto, aber bei diesen Österreichern scheint das anders zu laufen.”

Aber mal von Anfang an. Ich schulde euch diesen Bericht eigentlich schon seit zwei Monaten, aber jetzt, wo morgen die nächsten Gäste zum Rax-Wandern kommen, habe ich endlich die Motivation gefunden, ihn zu schreiben.

Als Zsófi uns im Juni besuchte, wollten wir ihr unbedingt eine etwas knackigere Rax-Tour bieten – für die Erinnerungskiste, sozusagen. 😉

Also starteten wir an einem sonnigen Juni-Morgen (Zsófi + L) bzw. am späten Vormittag (Zita + L2) und spazierten zur Bahnstation in Payerbach. Von dort nahmen wir den Bus zum Preiner Gscheid, wo unsere Wanderung eine halbe Stunde später begann. (Wer den Fahrplan entschlüsseln kann, bekommt übrigens 10 % Rabatt auf die nächste Buchung: Fahrplan).

Der untere Teil des Weges ist sowohl beim Reisstalersteig als auch beim Gretchensteig identisch und führt fast bis zur Reisstalerhütte. Kurz vor der Hütte zweigt ein steiler Pfad nach oben ab, der großartige Ausblicke bietet, bis man wieder in den Wald eintaucht. Zsófi und L machten hier eine kurze Pause, also zog ich mit L2 (Team „Alles für den ruhigen Mittagsschlaf”) ein bisschen vor. Dieser Abschnitt führt schließlich zum eigentlichen Gretchensteig. Direkt darunter liegt ein kleiner Steinschlagbereich – in meinen Augen eine größere Herausforderung als die eigentliche, gesicherte Kletterpassage, aber das muss wohl jeder selbst entscheiden.

„Was zum… da vorne ist ein Kind!”
„Hey, das ist eine Frau! Wo ist denn ihr Mann?! Bestimmt zu Hause beim Rasenmähen.”
„Ach, die schafft das eh nicht. Wir hatten schon Mühe, hier runterzukommen. Da muss es doch noch einen anderen Weg geben.”
„Na klar, meine Kinder schlafen im Auto, aber bei diesen Österreichern scheint das anders zu laufen.”

Da die ungarische Gruppe (komplett ausgerüstet für den Klettersteig) recht langsam in dem für sie „schwierigen” Gelände abstieg, hatte ich genügend Zeit, diese Sprüche der österreichischen Wanderin neben mir zu übersetzen – die die steile Passage übrigens als „echt kein Problem” bezeichnete. Wir hatten jedenfalls unseren Spaß. 😉 Diese Geschichte ist auf jeden Fall ein gutes Beispiel dafür, dass jeder einen Bergabschnitt anders erlebt und dass derselbe Weg für jeden eine ganz andere Herausforderung darstellen kann – je nachdem, wie man sich darauf vorbereitet.

Oben angekommen, verzichteten wir auf eine Pause im Karl-Ludwig-Haus und liefen direkt weiter zur Neuen Seehütte. Eine halbe Stunde vorher mussten wir allerdings eine Mittagspause (L2) auf einem Berghang einlegen, bevor es auf einem steileren Pfad weiter nach unten ging – belohnt mit einem fantastischen, glutenfreien und veganen Linseneintopf.

Danach überraschte uns der Juni noch mit einem kurzen Hagelschauer (ja, so lieben wir dich, Juni), bevor wir uns am Waxriegelhaus wieder mit Zsófi und L zusammentaten. Gemeinsam schafften wir es gerade noch rechtzeitig zum letzten Bus.

Fazit: Insgesamt etwa 12 km, rund 900 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, und mit L2 brauchten wir netto 5 Stunden – plus drei Pausen. Als kleines Trostpflaster für den Hagel gab es zum Abschluss noch einen Regenbogen. 🌈

Preiner Gscheid – Gretchensteig – Karl-Ludwig-Haus – Neue Seehütte – Göbl Kühn Steig – Waxriegelhaus – Preiner Gscheid

🏔 Eine nicht ganz alltägliche Schneeberg-Wanderung mit einem drei Monate alten Baby

Wie plant man einen Wandertag mit Babytrage und möglichst wenig Gepäck?

Ganz einfach: Zuerst schreibt man eine Liste mit den wichtigsten Dingen. Dann geht man los – und lässt die Liste zu Hause. Ab diesem Moment braucht man eigentlich nur noch eins: Improvisation. (Was manchmal sehr konkrete Formen annimmt – zum Beispiel auf dem Schnee runterrutschen. Ohne Rodel. Aber dazu später mehr.)

8:05 Uhr, ca. 200 Meter vom Waldschlössl entfernt, fragte mich unsere Nachbarin Regina:

– „Gehst du heute zum Marco hoch?“

Und ich wusste nicht mal, ob wir es überhaupt bis zum Naturfreundehaus Knofeleben schaffen würden.

Die Route? Ein Sonntagsklassiker: Eng, dann statt Mitterberggraben, rechts in den Lackabodengraben, weiter auf dem Weg Richtung Krummbachstein. Am Krummbachsattel kam dann die Entscheidung:

➡️ Weiter Richtung Schneeberg?

Oder

☀️ gemütlich beim Knofeleben bleiben, Pause machen, essen?

Nun ja:

👶 Das Kind schlief.

🌞 Die Sonne schien.

🌡 Die Temperatur war angenehm.

🕙 Und es war erst 10:00 Uhr.

Also gingen wir weiter.

Bei der Ruine Baumgartnerhaus (10:45) wurde L2 wach. Wir suchten uns einen geschützten Platz im Halbschatten und machten eine kleine Jause (🤱🏼).

15 Minuten später der nächste Stopp – L2 war noch nicht ganz zufrieden (🤱🏼).

Da ich nicht genau wusste, ob die letzte Zahnradbahn wirklich um 15:15 Uhr fährt, war Nachdenken keine Option. Wir mussten weiter.

Der nächste Abschnitt war ziemlich steil und steinig – L2 fand das alles andere als unterhaltsam. Aber nach fünf Minuten sanftem Protest entschied er sich doch fürs Weiterschlafen. Punkt 12:00 Uhr waren wir oben. Und ich war ehrlich gesagt einfach nur froh, dass wir diesen Abschnitt hinter uns hatten.

Danach kam „nur noch“ ein gemütlicher Spaziergang bis zum Klosterwappen (13:05). Wirklich gemütlich. Bis unterhalb der Fischerhütte plötzlich ein kleines Schnee- (oder eher Eis-)feld auftauchte. Und L2 aufwachte. Und sehr deutlich machte, dass er eigentlich lieber schlafen würde. Aber da standen ein paar Schaulustige herum, der Weg war rutschig, und ich wollte einfach nicht mehr herumtrödeln – also fiel die Entscheidung schnell: Popo in den Schnee, Seil in die Hand – und runter. Also ich rutschte. Auf dem Hintern. L2 schrie. Zwei Minuten später: wieder eingeschlafen. Gewonnen.

Alle geplanten Pausenorte (Damböckhaus, Fischerhütte, nochmals Damböckhaus) ließen wir aus – L2 schlief einfach zu tief. Und plötzlich waren wir um 14:05 Uhr bei der Endstation der Schneebergbahn. In der Zahnradbahn ahnte niemand, dass wir nicht nur vom Klosterwappen kamen – sondern mit Trage und zu Fuß den ganzen Weg aus Reichenau. 15:00 Uhr warteten wir schon in Puchberg auf den Schienenersatzverkehr.

Ich würde gerne sagen, dass der Spaziergang von Payerbach zurück zum Waldschlössl der krönende Abschluss des Tages war – aber ehrlich gesagt: Die letzten 90 Höhenmeter fühlten sich drei Monate nach der Geburt eher nach Krabbeln und innerlichem Mantra an. L2? Der war wieder zufrieden eingeschlafen.

📍 Route:

Waldschlössl – Eng – Lackabodengraben – Krummbachsattel – Klosterwappen – Fischerhütte – Damböckhaus – Hochschneeberg Bergbahnhof

📏 16,7 km

📈 1.650 m Aufstieg

📉 400 m Abstieg

🕒 6 Stunden, inkl. zwei Pausen

👶 1 Baby in der Trage vorne, Rucksack hinten

🎒 0 Rodel

😅 1 Rutsch auf dem Popo

❤️ 100% Erinnerung

Wo alles begann – vom Waldschlössl auf den Gipfel des Schneebergs 🏔️🏃🏼

Es ist jetzt schon über drei Jahre her, dass wir das Projekt Waldschlössl gestartet haben, und seither war ich (Christian) nicht mehr am Schneeberg – obwohl das Waldschlössl vom Schwarzatal aus gesehen eigentlich am Hang des Schneebergs liegt. In den ersten Jahren, als wir noch nicht im Waldschlössl gewohnt haben, war ich sowieso kaum wandern und kam nur zum Arbeiten auf die Baustelle.

Erst als wir dann ins Schneedörfl gezogen sind, kehrten die Bergtouren langsam in unser Leben zurück – aber diese führten meist auf die Rax oder maximal auf „unserer Seite“ bis zum Krummbachstein.

Und trotzdem hat mich der Gedanke immer wieder heimgesucht. Oft werde ich gefragt, wie ich überhaupt auf das Waldschlössl-Projekt gekommen bin – und dann erzähle ich von meinen früheren Touren: von Puchberg rauf auf den Schneeberg und dann über die Eng wieder runter zum Bahnhof Payerbach-Reichenau – vorbei am Waldschlössl. Am Ende solcher Touren kam oft der Gedanke: „Hier müsste man wohnen.“ Mit der Zeit mischten sich Wehmut und ein gewisser Ehrgeiz dazu – und das hat mich letztlich motiviert, den Schneeberg nach Jahren wieder anzugehen.

Zita hat sich netterweise bereit erklärt, am Sonntag den Kinderdienst zu übernehmen – also bin ich frühmorgens um 6:05 losmarschiert. Im Tal hob sich gerade der Nebel, es war noch etwas feucht von der Nacht, aber das Wetter war ansonsten perfekt für eine Bergtour.

Ich kam gut voran, war um 7:09 bereits auf der Knofeleben und stieg direkt weiter auf den Krummbachstein (7:43 oben), kurze Pause, dann runter zum Krummbachsattel und über den Emmysteig hinauf zur Halbschuhtouristenautobahn – dem breiten Weg von der Bergstation der Schneebergbahn bis zur Fischerhütte.

Dort traf ich die ersten Wanderer, aber immerhin kann man auf dieser „Autobahn“ wieder ein Stück joggen, bevor der direkte Anstieg zum Klosterwappen beginnt.

Um 9:21 war ich oben – am höchsten Punkt des Schneebergs. Ich aß meine Semmel, genoss die Stille am Gipfel (und dass noch so wenige Leute da waren), und nach 10 Minuten Pause ging es auch schon wieder talwärts.

Bis zum Krummbachsattel nahm ich denselben Weg, dann ließ ich mir den Krummbachstein diesmal aus, und lief stattdessen über das Alpleck, den Lackabodengraben und die Eng – fast in einem Zug – zurück nach Hause.

Punkt 11:29 war ich wieder beim Waldschlössl – rechtzeitig zum warmen Mittagessen. Danke, Zita 😉

📍 Route: Waldschlössl – Knofeleben – Krummbachstein – Krummbachsattel – Emmysteig – Klosterwappen – Krummbachsattel – Alpleck – Lackabodengraben – Eng – Waldschlössl

📏 Distanz: 26 km

⬆️ Höhenmeter: ca. 1800 m

⏱️ Dauer: Aufstieg 3:15 h, Gipfelpause 10 min, Abstieg 2:05 h🏃‍♂️ (Traillauf, wenn daheim die schwangere Frau mit Kleinkind und Mittagessen wartet)

GESPERRT BIS 2028 Waldschlössl – Jagdsteig – Mittagstein – Waldburgangerhütte – Eng – Waldschlössl

Irgendwo unter dem Mittagstein hab ich dann aufgehört zu fotografieren. Ungefähr gleichzeitig damit hab ich zwei Entscheidungen getroffen: ich werde mir bald Tourenschuhe kaufen und ich brauche Stöcke. Chris fand die Strecke (6 Wochen nach seinem doppelten Bänderriss und der OP) übrigens angenehm. Ich fand den Weg – wie soll ich sagen – einfach abenteuerlich.

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